Wissen haben wir alle viel: Wir wissen, dass wir uns gesünder ernähren sollten. Wir wissen, dass wir mehr Bewegung machen sollten. Wir wissen, dass zu viel Stress uns nicht gut tut. Wir wissen, wir müssten was ändern, aber wir wissen NICHT wie. Tja, blöde Sache!

Wir Menschen sind vom Verhalten her recht einfach gestrickt. Das „Grundverhalten“ – Kampf oder Flucht – liegt uns einfach in den Genen. Punkt. Das hat sich die letzten 2,5 Millionen Jahre nicht geändert und wird es auch in Zukunft nicht tun. Blöderweise ist es aber damit alleine nicht abgetan. Von der Kindheit an legen wir uns bestimmte Gewohnheiten zu. Manche werden uns anerzogen, manche entdecken wir als recht bequem, einige machen uns das Leben leichter und die eine oder andere Gewohnheit „erlernen“ wir aus Trotz. Irgendwann als Erwachsener bemerken wir aber dann plötzlich, dass uns gewisse Gewohnheiten mehr Schaden als Nutzen bringen. Wir werden unzufrieden, fühlen uns in unserem eigenen Tun nicht mehr wohl und möglicherweise hat unser Verhalten sogar negative Auswirkungen auf unseren Körper. Vielleicht kommen wir dann sogar an den Punkt, wo wir sagen: „Ich muss jetzt wirklich was ändern.“  Und nun?

In den letzten Jahren habe ich selbst so einige Veränderungen in und an mir durchgezogen. Ich könnte euch jetzt erzählen, wie lustig und einfach das war. Und außerdem ist ja sowieso alles wie von selbst gelaufen. Null Problem! Ich hatte dabei so viel Spaß wie schon lange nicht mehr! Heppi Peppi Sonnenschein durch und durch!

Ganz ehrlich? Teilweise war es einfach nur sch…! In den seltensten Fällen war es einfach, in den seltensten Fällen hat es Spaß gemacht und ganz, ganz oft versank ich zwischen Zweifel und Frustration. Das ist die Realität. Und jeder, der euch was Anderes erzählt, lügt euch an. Im Nachhinein gesehen ist es natürlich einfach zu reden. Aber wenn du mitten drin bist, kann es dich ganz schön hin und her beuteln.

Trotz allem kann ich heute behaupten, dass es genauso wie es gelaufen ist, perfekt war für mich. Ich lernte mich selber besser kennen und erfuhr Dinge über mich, die ich bis dahin noch nie an mir wahrgenommen habe. Grenzen verwandelten sich von Einschränkungen zu Möglichkeiten und Chancen. Und zwischendurch kam dann doch immer wieder das Gefühl von Glück, Zufriedenheit und Erfolg in mir hoch. Und genau diese kleinen Minimomente waren es, die mich durchhalten ließen. Und genau diese kleinen Minimomente sind heute für mich noch immer motivierend.

Als Coach kommt man oft in Versuchung, dem Klienten Ratschläge zu geben, wie er sich zu verhalten hat, um vorwärts zu kommen. Doch gerade bei Veränderungsprozessen ist das nach meiner Erfahrung nicht sehr erstrebenswert. Was für mich der richtige Weg ist, muss nicht unbedingt für meinen Klienten der richtige Weg sein. Ratschläge unter Freunde sind immer gern gesehen. Auch ich frage oft eine Freundin um ihre Meinung. Trotzdem treffe ich eine Entscheidung und überlege mir, was es für mich bedeuten kann, einen anderen Weg einzuschlagen. Es ist meine Entscheidung, meine Veränderung und am allerwichtigsten: MEINE Verantwortung.

Aber wie ändere ich Gewohnheiten, die ich schon jahrelang lebe? Und vor allem: Woher kommt die Motivation, eine Sache wirklich durchzuziehen?

Beispiel Neujahrsvorsatz: Hattest du einen? Und? Wie lange hast du durchgehalten?

Veränderung zeitabhängig machen ist Unsinn. Und damit meine ich nicht, dass ich ein Ziel erreichen möchte! Veränderung ist eine Konstante, die kein Ende hat. Wenn ich meinen Lebensstil verändern möchte, gibt es kein Ziel. Es gibt nur ein Gefühl, das ich wahrnehmen, das ich spüren will. Ich habe vor 3 oder 4 Jahren gesagt, dass ich an den Punkt kommen möchte, an dem Sport eine Selbstverständlichkeit in meinem Leben wird. Ich mache gerne Sport, liebe mein MTB, bin gerne in den Bergen unterwegs und genieße nach einer körperlichen Betätigung die Ausschüttung meiner Endorphine und das Gefühl, mir und meinem Körper etwas Gutes getan zu haben. Ich überlege mittlerweile nicht mehr stundenlang ob ich mich jetzt auf mein Rad setze, sondern tue es einfach. Und genau das ist aber der Knackpunkt an der Sache: Es einfach tun. Meist scheitert die Umsetzung unserer Veränderungswünsche daran, dass wir viel zu viel über das Wie nachdenken, als es einfach zu tun. Und wir überlegen uns noch den „richtigen“ Zeitpunkt, obwohl es doch das Beste wäre, einfach loszulegen. Warum mir für morgen was vornehmen, was ich auch genauso jetzt sofort machen könnte? Mit kleinen Schritten, die zu kleinen Erfolgserlebnissen werden. Das sind die Minimomente, die ich zuvor schon erwähnt habe. Und je mehr Minimomente ich habe, umso mehr Motivation kommt auf, die mich weitermachen und durchhalten lässt. Veränderung braucht Zeit: Gib sie dir! Aber nutze kleine Momente, um kleine Schritte nach vorne zu machen. 3 kleine Schritte sind einfacher als 1 Riesenschritt, der uns überfordern und uns die Freude und Motivation kosten könnte.