Unlängst habe ich bei einer guten Freundin übernachtet. Es war ein klassischer Mädlsabend: Ein Gläschen Sekt, gemütlich auf der Couch und Gespräche über Gott und die Welt. Wir waren in „jungen Jahren“ viel zusammen und haben auch so einiges gemeinsam durchgestanden, was wir im Laufe des Abends Revue passieren haben lassen. Melancholie und eine gewisse Art von Schwere traten auf und wir wurden ruhig.
Auf einmal kam mir ein Lied in den Sinn, von dessen Sänger ich im Alter von ca. 11-12 Jahre ein Riesenfan war. Ich versuchte mein Glück auf YouTube und fand doch tatsächlich das Video zu diesem Song an. Handy auf volle Lautstärke und los ging’s! Meine Freundin und ich haben gelacht wie schon lange nicht mehr (und natürlich lautstark mitgesungen)! Die Melancholie und Schwere von vorhin waren weg und Leichtigkeit und Freude nahmen ihren Platz ein.
Ein paar Tage später unterhielt ich mich mit einer anderen guten Freundin, der es im Moment nicht gut geht. Wir sprachen über ihre Sorgen und ich versuchte sie so gut wie möglich zu unterstützen. Sie spielte mir ein Lied vor, welches sie zu dieser Zeit sehr berührte. Ganz ehrlich? Ich fand das Lied furchtbar: Drama, Drama, Drama. Da fiel mir „unser Lied“ vom Mädlsabend ein. Tja, was soll ich sagen? Gelächter ohne Ende war die Folge!
Seit dem Moment ist „unser Lied“ mein persönlicher Gute-Laune-Song. Uncool, kitschig, ganz schlimmer Text, noch schlimmeres Outfit vom Sänger, aber sehr hilfreich in Situationen, wo einfach gute Laune der einzige Ausweg ist. 😉
Worauf will ich hinaus? Dieser Song – „unser Mädlsabend-Lied“ – ist ein Anker. Wie jetzt? Was hat ein Lied mit einem Schiff zu tun? In diesem Fall so einiges. Ich verbinde mit diesem Lied bestimmte Gefühle: Freude, Leichtigkeit, Spaß und Zufriedenheit. Und sobald ich in einer Situation bin, in der ich mich z.B. ärgere, hole ich mir dieses Lied in den Kopf, singe es in Gedanken und auf einmal ist der Ärger verflogen. Das Lied „ankert“ diese Gefühle in mir.

Als „Anker“ können verschiedenste Dinge dienen. Sogar Berührungen. Beispiel: Wenn du das nächste Mal so richtig glücklich und zufrieden bist, spüre in dich, nimm die Gefühle bewusst war und umfasse dann mit deiner rechten Hand den kleinen Finger deiner linken Hand. Kommst du in nächster Zeit in eine Situation, die dich belastet, sehr fordert oder dich einfach nur zornig macht, wiederhole diese Berührung und erinnere dich an deine positive Stimmung, die du damit verbindest – damit „verankert“ hast.
Dieses „Ankern“ begegnet uns sehr oft im Alltag. Es kann ein bestimmter Geruch sein, der uns an eine Situation in unserer Kindheit erinnert, ein Auto, das uns an einen besonderen Menschen denken lässt, oder eben auch ein Lied, das die Freude und Leichtigkeit von damals wieder hervorruft. Leider verbinden wir solche Anker oft mit negativen Gefühlen, die uns mit unserer Vergangenheit konfrontieren. Aber das bewusste Setzen von Ankern mit positiven Gedanken, Erlebnissen und Gefühlen kann dich dabei wunderbar unterstützen, in unangenehmen Situationen ruhig und gelassen zu bleiben. Probier’s aus!
Und: Nein! Ich werde den Titel von meinem Lied nicht verraten! Das bleibt ein Mädlsgeheimnis!