Rosa ist nicht unbedingt meine Lieblingsfarbe, aber hin und wieder ist es doch recht praktisch, die rosarote Brille auszupacken und sich die Welt um einen herum durch diese anzusehen. Aber was passiert, wenn man die Brille dann nach einiger Zeit wieder abnimmt? Ist dann auf einmal alles anders? Hat sich irgendetwas durch die rosarote Brille verändert? Sind die Sorgen und Probleme damit weggeblasen? Wohl eher nicht…
Viele in unserer heutigen Gesellschaft (wenn nicht sogar die Mehrheit) würden diese „Zauberbrille“ wohl am liebsten den ganzen Tag tragen. Sorgen existieren nicht, Probleme werden schön geredet und außerdem haben wir uns sowieso alle so lieb und sind immer und zu jedem nett. Ich nenne das immer „Bilderbuchleben“. Und ich muss zugeben, dass auch ich früher in diesem Kollektiv mitgeschwommen bin. Doch irgendwann kam ich an den Punkt, an dem ich schmerzvoll feststellen musste, dass das alles nichts bringt und vor allem MIR nicht gut tut.
Was habe ich davon, wenn ich Probleme, die nun mal da sind, einfach schön rede und verniedliche? Verschwinden sie damit aus meinem Leben? Was habe ich davon, wenn ich zu jedem und allen „nett“ bin, es immer versuche, den anderen rechtzumachen? Fühle ich mich dann besser? Werde ich dann eher wahrgenommen? Wohl eher nicht. Tja, schon ein wenig frustrierend das Ganze, oder?

Tatsache ist, dass es im Leben immer wieder Situationen gibt, die uns ganz schön viel abverlangen. Solchen Situationen können wir auch nicht entkommen und egal wie wir es wenden und drehen: Sie sind trotzdem da und warten darauf, gemeistert zu werden. Da hilft leider auch die rosarote Brille nicht! Jetzt wissen wir alle, dass jede Medaille 2 Seiten hat. Genauso schaut es auch mit den zuvor genannten Situationen aus. Auch wenn eine Situation noch so auswegslos erscheint, gibt es trotzdem irgendetwas Positives, was sich dahinter versteckt. Und das hat jetzt nichts mit dem besagten „Schönreden“ zu tun. Ich weiß, meistens sieht man gerade in sehr verzweifelten Momenten absolut nichts Positives, aber es ist da. Wer sich mit dem Thema Resilienz bereits auseinandergesetzt hat, wird wissen, wovon ich spreche. Es sind genau diese schwierigen, unheimlich kräfteraubenden Situationen, die einen stärker und widerstandsfähiger machen.